Grünland

Die Bedingungen der ostbelgischen Mittelgebirgslage eignen sich nicht für intensiven Ackerbau, sondern viel besser für Grünland, welches 94 % der landwirtschaftlichen Nutzfläche der Hochardennen ausmacht. Grünland liefert optimales Futter für Wiederkäuer und daher sind die landwirtschaftlichen Betriebe der Region spezialisiert in der Rinderhaltung - insbesondere der Milchproduktion - und Grünlandwirtschaft.

Seit der Gründung von Agra-Ost 1984, besteht unsere Hauptaufgabe in der Forschung und Beratung der Landwirte zur optimalen Bewirtschaftung unter diesen Umständen. Unser Wissen und unsere Erfahrung beziehen wir aus den Daten unserer Feldversuche und Forschungsergebnissen, sowie dem Austausch mit zahlreichen Partnern der Region. Unsere Grünlandversuche beziehen sich hauptsächlich auf die optimale Verwertung organischer und mineralischer Dünger, Auswahl angepasster Arten und Sorten, Unterhaltsmaßnahmen,...

Grünland ist mit 345 816* ha, etwa 48 % der gesamten landwirtschaftlichen Nutzfläche, die Hauptkultur der Wallonischen Region (Daten aus 2018). Man unterscheidet zwischen:

Dauergrünland (309 180* ha): hierbei handelt es sich um Parzellen, die seit mindestens 5 aufeinanderfolgenden Jahren so angelegt sind. Häufig ist Dauergrünland aber viel älter.

Wechselgrünland (36 636* ha): Parzellen, die für eine kürzere Dauer von in der Regel 1-3 Jahre (auf jeden Fall < 5 Jahre) lang als Grünland angelegt sind und produktivere Arten beinhalten.

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Neben der Futtererzeugung übernimmt Grünland weitere wichtige ökologische Rollen:

Optimale Stickstoffverwertung und Unterbinden der Auswaschung von Nitrat. Grünland ist eine Kultur mit permanenter Bodenbedeckung, die ohne Bodenbearbeitung (Pflügen,...) auskommt. Aus diesem Grund können Stickstoffgaben besonders gut verwertet werden, ohne dass Nitrat in tiefere Bodenschichten und ins Grundwasser ausgewaschen wird;

Lebensraum für zahlreiche Pflanzen und Tiere;

Grünland erhält je nach Intensität der Bewirtschaftung, im Vergleich zu anderen Kulturen, sehr wenig (bis gar keine) chemischen Spritzmittel und passt sich sehr gut auf ein breites Spektrum unterschiedlich intensiver Nutzungsformen an;;

Grünland übernimmt eine schützende Rolle gegen Hochwasser,

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Zusammensetzung und Produktivität des Grünlandes

Grünland setzt sich aus einer Vielzahl unterschiedlicher Pflanzenarten zusammen, von denen die meisten der Familie der Süßgräser (Poaceae) angehören. Daneben findet man unterschiedliche Leguminosen (Fabaceae) wie Weißklee, Rotklee,..., sowie eine Vielzahl Pflanzen unterschiedlichster botanischer Familien, die unter dem Begriff „Kräuter“ zusammengefasst werden können.

Wird Grünland bewirtschaftet mit dem Ziel möglichst hohe Futtererträge und -qualitäten zu liefern, dann kann man dessen theoretisch optimale Zusammensetzung wie folgt auslegen:

75 % Gräser und davon mindestens 50 % Gräser guter Qualität
10 – 20 % Leguminosen
15 % Kräuter mit möglichst wenig unerwünschten Arten
Abwesenheit von Giftpflanzen

Einschätzung der qualitativen Zusammensetzung des Grünlandes:

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Lesen Sie hierzu den Artikel desherbage des prairies FMAO.

Empfohlene Sorten von Fourrages-Mieux

Die Auswahl der geeignetsten Gräsersorten ist eine wichtige Etappe in der Anlage von (Dauer)grünlandflächen. Um die an die unterschiedlichen Nutzungsformen am besten angepassten Sorten empfehlen zu können, wertet das Versuchs- und Ausbildungszentrum Fourrages - Mieux jährlich die Resultate vergleichender Sortenversuche in den verschiedenen natürlichen Regionen aus. Die Empfehlungen beruhen auf den Beobachtungen und Erkenntnissen mehrjähriger Versuche unter praxisüblichen Umständen und dies, sowohl für Weide- als auch für Schnittnutzung in verschiedenen repräsentativen Standorten der Wallonischen Region

Der Empfehlung liegen folgende, nach Wichtigkeit aufgelistete, Kriterien zu Grunde:

Ertragspotenzial ;

Futterwert;

Ausdauer und Winterhärte;

Wuchsfreudigkeit und Widerstandsfähigkeit gegen Blattkrankheiten (Helmithosporiose, Fusariose, Rost, ...);

Weideverhalten : Biss- und Trittfestigkeit

Aggressivität: Potenzial sich bei Übersaaten durchzusetzen.

Konsultieren Sie hierzu die Liste der empfohlenen Sorten

Düngung

Durch Düngung liefert man den angebauten Pflanzen während der gesamten Wachstumsphase eine optimale Ernährung, mit dem Ziel, das angestrebte Ertrags- und Qualitätspotenzial zu erreichen, den kompletten Nährstoffbedarf abzudecken und dabei sowohl eine Verarmung der Böden, als auch eine überhöhte Nährstoffzufuhr zu verhindern.
In Bezug auf die Düngemittel unterscheidet man zwischen:

Organische Dünger / Hofdünger sind tierischen (oder pflanzlichen) Ursprungs. In einem Viehhaltungssystem stellen diese Dünger die Basis der Pflanzendüngung dar und sind von enormer Bedeutung für die Wirtschaftlichkeit eines Betriebes;

Mineraldünger werden industriell erzeugt, durch Bearbeitung von Ablagerungen, Steinen,... oder auf chemischem Weg (Beispiel Ammoniumnitrat,...). Mineraldünger werden ergänzend eingesetzt, wenn die organischen Dünger, die Nährstofflieferung durch den Boden, die Rückführung von Nährstoffen durch Tiere bei Beweidung, Leguminosen (Stickstoff), nicht ausreichen, um den Nährstoffbedarf der Pflanzen zu decken.

Nährstoffbedarf im Grünland

Im Grünland kann die Düngung an das Ertragspotenzial der Parzellen angepasst werden. Anhand der Nährstoffentzüge durch die Futterernte kann man sich einen Überblick beschaffen über den Nährstoffbedarf des Grünlandes:

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Bedarfsgerechte Düngung

Um die Düngung so genau wie möglich planen zu können, ist es nötig, das Ertragspotenzial des Grünlandes so genau wie möglich einschätzen zu können. Dieses wird - neben der Düngeintensität - von den Wetterbedingungen, Standort, Florazusammensetzung,... beeinflußt und kann von einer Parzelle zur anderen mitunter stark schwanken.

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Der hohe Preis für Mineraldünger unterstreicht die Wichtigkeit einer optimalen Verwertung der Hofdünger und eines gut durchdachten Einsatzes der Mineraldünger. Jeder Düngeüberschuss stellt eine unnötige finanzielle Belastung und Verschwendung von Ressourcen dar, die sich weder durch höhere Erträge, noch Futterqualitäten rechnet und zu Umweltbelastung führen kann.

Düngung soll, möglichst bedarfsgerecht durchgeführt und auf den Nährstoffbedarf der Kulturen angepasst werden, unter Berücksichtigung der Stickstoffmineralisierung aus dem Boden, der Zufuhr durch Leguminosen,... Nähere Infos finden Sie aufder Seite von Protect'eau

Zu jeder Zeit gilt es die Gesetzgebung zur Düngung in der Wallonischen Region einzuhalten: PGDA

Pflanzennährstoffe und Spurenelemente

Die verschiedenen Pflanzennährstoffe werden je nach Bedarf der Pflanzen unterteilt in:

Makro-Nährstoffe (=Hauptnährstoffe), werden von den Pflanzen in hohen Mengen benötigt: Stickstoff (N), Phosphor (P), Kalium (K), Magnesium (Mg), Kalzium (Ca).

Mikro-Nährstoffe, spielen eine sekundäre Rolle auf das Wachstum aber sind dennoch von hoher Wichtigkeit: Schwefel (S), Natrium (Na), Chlor (Cl),...

Spurenelemente, werden von den Pflanzen in kleiner Menge benötigt, wie beispielsweise Zink (Zn), Kupfer (Cu), Selen (Se), Mangan (Mn), Eisen (Fe),...

Für ein optimales Pflanzenwachstum ist es nötig, dass die Pflanzen die Nährstoffe in ausreichender Menge zur Verfügung haben. Bereits der Mangel an einem einzigen Nährstoff könnte sich bereits negativ auf das Pflanzenwachstum auswirken (Minimumgesetz).

Stickstoff: Wachstumselement der Pflanzen und somit hauptverantwortlich für den Ertrag im Grünland und die Bildung von Protein. Stickstoff wird von den Pflanzen hauptsächlich in Form von Nitrat (NO3-) und Ammonium (NH4+) aufgenommen.

Hier finden sie ein Übersicht zu den verschiedenen mineralischen Stickstoffdüngern.

Auf der Internetseite der Vog Protecteau finden sie weitere Infos zur angepassten Stickstoffdüngung der verschiedenen Kulturen.

Phosphor: Element, welches eine Rolle in zahlreichen Vitalprozessen der Pflanzen übernimmt, wie Energietransport, Zellaufbau,... Er spielt somit eine Schlüsselrolle im Pflanzenwachstum, Wurzelbildung, Blüten- und Fruchtbildung, Widerstandsfähigkeit,... Pflanzen nehmen Phosphor unter der Form H2PO4 auf.

Kalium: verantwortliches Element für den Wasser- und Nährstofftransport in der Pflanze. Kalium übernimmt eine Rolle in der Standfestigkeit der Pflanze, der Funktion der Stomata und der Stabilisierung und Bildung von Proteinen. Des Weiteren erhöht es die Widerstandsfähigkeit gegenüber Frost und Dürreperioden. Kalium wird unter der Form von K+ von den Pflanzen aufgenommen.

Kalzium übernimmt eine Rolle in diversen Vitalprozessen, wie der Aufbau und Bildung der Zellwände,... Im Boden verbessert Kalzium die Bodenstruktur, das Bodenlebewesen und erhöht den pH-Wert.

Magnesium spielt eine Rolle in der Zusammensetzung der Chlorophyll-Moleküle und der Proteinsynthese.

Schwefel: Element mit hoher Bedeutung für die Bildung von Proteinen (Bestandteil gewisser Aminosäuren) und Chlorophyll, welches die Stickstoffverwertung durch Pflanzen verbessert. Pflanzen nehmen Schwefel in Form von Sulfat (SO42-) auf.

Konsultieren Sie hierzu ebenfalls das livret de l’agriculture n°15 unter dem Kapitel “fertilisation raisonnée des prairies”.

Boden pH-Wert und Kalken

Im Dauergrünland ist eine leichte Bodenversauerung – ein pHKCl Wert von 5,6 (in den Hochardennen) – von Vorteil für das Wachstum der ertrags- und qualitätsrelevanten Gräser wie Raygras, Lieschgras, Knaulgras, Wiesenrispe, Wiesenschwingel, Rohrschwingel,...

Viele der im Grünland eingesetzten Mineraldünger wirken jedoch bodenversauernd auf lange Dauer. Dies trifft insbesondere auf Stickstoffdünger, wie Ammoniumnitrat, Harnstoff,... zu. Hofdünger wie Gülle, Mist und Kompost sind hingegen stets (leicht) basisch mit pH Werten über 7.
Die Bodenversauerung ist ein natürlicher Prozess, der durch gewisse landwirtschaftliche Praktiken beeinflusst wird. Um ihr entgegenzuwirken sollte gekalkt werden.

Kalk übernimmt mehrere Rollen im Boden:

Physikalische: Verbesserung der Bodenstruktur und Porosität, des Luft- und Wasserhaushaltes;

Biologische: die Aktivität der Bodenlebewesen wird angeregt und somit die organische Materie mineralisiert;

Chemische: durch die Erhöhung des pH-Wertes verbessert sich die Nährstoffaufnahme (Stickstoff, Phosphor, Kalium, Schwefel, Magnesium,...) und das Risiko der Aufnahme von Schwermetallen (Aluminium, Cadmium,...) sinkt

Die Wahl eines Kalkdüngers erfolgt auf Basis dessen Säure-Basen-Wertes (neutralisierende Einheiten), Magnesiumgehalt, Wirkgeschwindigkeit, eventueller sekundärer Nährstoffe, Preis pro neutralisierende Einheiten/ha und des anzustrebenden pH-Wertes.

Kalken eines Grünlandes mit niedrigem pH-Wert ist eine agronomisch und finanziell sinnvolle Operation, unter der Bedingung, dass ein angepasster Kalkdünger zum Einsatz kommt und die weiteren organischen und mineralischen Düngegaben optimal durchgeführt werden.

Konsultieren Sie hier ebenfalls den Artikel zum Thema Kalken.

Grünlandmanagement

Unterhalt und Nachsaaten

Der Landwirt wird regelmäßig mit Beschädigungen seines Grünlandes konfrontiert. Verschiedene Techniken der Grünlandpflege stehen zur Verfügung:

Abschleppen / Striegeln: im Frühjahr, Herbst oder nach Beweidung durchgeführte mechanische Operationen zum Ebnen der Parzellen und verstreichen der Kotstellen und Wühlmaushaufen, ‘abkratzen’ des alten Rasens, lüften der Grasnarbe und fördern der Bestockung der Gräser;

Nachsaaten / Übersaaten: Einbringen von Gras-, Klee,... samen in den bestehenden Bestand, zum Schließen von Lücken und zur qualitativen Verbesserung der Grasnarbe. Hierbei werden aggressive Arten verwendet, die sich gut in einer bereits etablierten Pflanzennarbe durchsetzen können.

Übersaat in den Boden: 1-2 cm – das Saatgut wird in Linien in niedriger Tiefe in den Boden gebracht. Dadurch ist es besser geschützt gegen Trockenperioden. Diese Technik ist weniger geeignet für Weißklee.

Oberflächliche Übersaat, bei der das Saatgut auf der Bodenoberfläche ausgebracht wird, was den Einsatz einer Walze erforderlich macht (Glatt- oder Prismenwalze), um den Kontakt des Saatgutes mit dem Boden und somit die Keimungsrate zu verbessern.

Totalerneuerung: dieser Arbeitsschritt ist als letzte Maßnahme zu betrachten, um Grünland zu verbessern. Hierbei handelt es sich um eine komplette Zerstörung einer bestehenden Grasnarbe infolge chemischer (Totalherbizide) oder mechanischer (Fräsen, Pflügen,...) Maßnahmen mit anschließender Neueinsaat.

Diese Tabellen von Fourrages-Mieux, dem ÖDW und Agra-Ost geben einen kurzen Überblick über die verschiedenen Unterhaltsmaßnahmen im Grünland in konventioneller und biologischer Landwirtschaft.

Was kostet eine Übersaat pro ha im Grünland in Biolandwirtschaft
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Version März 2024


Was kostet eine Übersaat pro ha im Grünland in konventioneller Landwirtschaft
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Version März 2024

Die Ursachen für Grünlandverschlechterung sind sehr vielseitig. Folgende Dokumente geben Ihnen weitere Infos zu den Ursachen, Unterhaltsmaßnahmen und Kosten:

Grünlanderneuerung

Grünlanderneuerung durch Übersaat

Mäusebekämpfung Jahresbericht

Preise landwirtschaftliche Erzeugnisse und Arbeiten

Agrar-Umwelt und Klimamaßnahmen der Wallonischen Region:

Bei Fragen zur Bewirtschaftung und Maßnahmen auf Parzellen, die im Programm der Agrar-Umweltmaßnahmen engagiert sind oder bei Fragen zur Bewirtschaftung im Natura 2000 Gebiet, können sie sich an die VoG Natagriwal wenden.